In Spanien wurde vor wenigen Tagen ein neuer Gesetzessentwurf zur „Frauengesundheit“ eingereicht. Frauen, die unter schmerzvollen Regelschmerzen leiden, sollen drei bis fünf zusätzliche staatlich finanzierteKrankheitstage erhalten.
Mit diesem Gesetzespaket sind noch weitere Aspekte der Frauengesundheit verbunden. So sollen unter anderem alle Bildungseinrichtungen, wie zum Beispiel Schulen und Universitäten, verpflichtet werden, kostenlos Tampons und Binden bereitzustellen und auch die Mehrwertsteuer auf einige Damenhygieneartikel soll entfallen.
Ähnliche Angebote unterbreiten auch andere Länder wie z.B. Japan, Südkorea und Indonesien und auch in Europa wurde 2017 ein ähnliches Gesetz in Italien geplant. Allerdings wurde dieser Gesetzesentwurf nach langer Diskussion verworfen, weil es die Sorge gab, Frauen würden am Arbeitsplatz diskriminiert.
In Deutschland ist es grundsätzlich möglich, wegen Periodenbeschwerden von der Arbeit auszusetzten und sich arbeitsunfähig schreiben zu lassen. Allerdings nutzen nur wenige Frauen diese Regelung wirklich. Jedes Jahr stellen die Krankenkassen die jährlich erfassten Diagnosen aller Versicherten und auch der Erwerbstätigen vor. Blickt man auf den Gesundheitsreport der TKK für das Jahr 2021, so standen im Vorjahr neben Covid für die 5,5 Millionen TKK- Versicherten, vor allem psychische Diagnosen (21,8 %) an erster Stelle. Diese werden dicht gefolgt von Erkrankungen des Muskelskelettsystems (18,4 %) und Erkrankungen der Atmungssysteme (11,3 %).
Auch bei der AOK wurden in der Zeit von März 2020 bis Juli 2021 ähnliche Diagnosen konstatiert. Auch wenn die Erkrankungszahlen der 14,1 Millionen Versicherten unterschiedlich gewichtet sind, stehen die Muskel- und Skeletterkrankungen mit 22,1 % an erster Stelle und werden gefolgt von psychischen Erkrankungen (12 %) und an dritter Stelle von Atemwegserkrankungen mit 11,8 %.
Dennoch leiden laut der TKK besonders junge Frauen unter 20 Jahren an Menstruationsbeschwerden. So sind 10 von 100 Frauen in ihrem Alltag stark beeinträchtigt. Diese Schmerzen müssen nicht ausgehalten, sondern sollten im Gegenteil ärztlich abgeklärt werden. Leider treffen Frauen immer wieder auf Meinungen, Regelschmerzen seien als „naturgegeben“ hinzunehmen.
Aber es gibt auch einige Unternehmen, die eigene Regelungen auf den Weg brachten, berichtet die Frankfurter Zeitung. Konzernen wie Nike bieten den „Menstrual Leave“ schon seit 2007 im unternehmensinternen an. Die meisten anderen Unternehmen mit ähnlichen Angeboten sind junge Start-ups, die den Menstruationsurlaub als Benefit für Arbeitnehmerinnen sehen – Everdrop aus München zum Beispiel, die nachhaltige Haushaltsmittel produzieren.
Auch der der Kondomhersteller Einhorn aus Berlin und die Hamburger Werbeagentur Elbdudler haben dieses System bereits vor Jahren eingeführt – und keiner der Beschäftigten nutzt es aus. Im Schnitt gönnt sich jeder von ihnen 30 Tage Urlaub. „Wir wollen nicht vorgeben, wann es okay ist, zu Hause zu bleiben oder nicht“, sagt Einhorn-Sprecher Markus Wörner gegenüber zeit.de.
Auch The Female Company aus Berlin, ein Start-up, das Periodenunterwäsche und Tampons herstellt, bietet seinen Mitarbeiterinnen passenderweise die Möglichkeit, sich aufgrund ihrer Periode offiziell krankzumelden. Einen anderen Weg geht die Kommunikationsagentur Styleheads aus Berlin mit ihren 120 Beschäftigten an zwei Standorten. Dort besteht seit einem Jahr die Möglichkeit, Periodentage zu nehmen und sich abzumelden – ohne Krankschreibung. Das System erfasst diese Tage nicht, offiziell sieht es so aus, als würden die Betroffenen arbeiten. Man wolle die Hürde, sich aufgrund von Menstruationsbeschwerden abzumelden, so niedrig wie möglich gestalten, sagt Anna Forssman, die Projektmanagerin, der tz.
Neben der Frage, ob ein solches Gesetz in Deutschland Geschlechtergerechtigkeit fördert oder eher stigmatisierend wirkt, wird noch ein anderer Aspekt deutlich: Geschlechterunterschiede und damit verbundene Belastungen werden anerkannt und sichtbar. Eine Arbeitswelt die geschlechtliche Unterschiede im Arbeits- und Gesundheitsschutz beachtet, käme nicht nur den Frauen, sondern alle Geschlechtern zugute und trüge zu einer menschlicheren Gesellschaft bei.
Quellen:
https://www.tz.de/welt/sollte-es-fuer-frauen-menstruationsurlaub-geben-zr-90849099.html
https://www.aok.de/fk/betriebliche-gesundheit/grundlagen/fehlzeiten/ueberblick-fehlzeiten/