Periodenarmut: Warum Menstruationsprodukte kein Luxus sein sollten

Periodenarmut bezeichnet die finanzielle Belastung, die Menstruierende durch den Kauf von Hygieneprodukten erfahren. Der Begriff stammt aus dem Englischen („period poverty“) und beschreibt nicht das Ausbleiben der Periode, sondern den eingeschränkten oder gar fehlenden Zugang zu notwendigen Menstruationsprodukten aufgrund finanzieller Schwierigkeiten.
Die monatlichen Kosten für Menstruationsprodukte variieren stark und liegen je nach Bedarf zwischen fünf und 35 Euro. Obwohl in Deutschland die Mehrwertsteuer für diese Produkte im Jahr 2020 von 19 % auf 7 % gesenkt wurde, bleiben die Kosten für viele Menschen eine erhebliche Belastung. Im Laufe eines Lebens summieren sich diese Ausgaben erheblich. Berechnungen zufolge gibt eine menstruierende Person während ihrer gesamten Zyklusdauer – also über durchschnittlich 38 Jahre hinweg – zwischen 7.000 und 16.000 Euro für Menstruationsprodukte aus. Studien zeigen, dass etwa jede vierte menstruierende Person in Deutschland Probleme hat, sich ausreichend mit Hygieneartikeln zu versorgen. Besonders betroffen sind junge Menschen. Um Geld zu sparen, reduzieren einige Betroffene bewusst den Verbrauch von Tampons oder Binden, zögern den Wechsel hinaus oder nutzen günstigere Alternativen. Dies kann jedoch ernsthafte gesundheitliche Folgen haben, wie ein erhöhtes Infektionsrisiko oder das seltene, aber gefährliche toxische Schocksyndrom.
Viele Betroffene würden sich eine kostenfreie Bereitstellung von Menstruationsprodukten in öffentlichen Einrichtungen wünschen. In einigen Ländern, darunter Schottland und Neuseeland, gibt es bereits Programme, die kostenlose Hygieneartikel in Schulen und öffentlichen Einrichtungen bereitstellen. Auch in Deutschland gibt es Initiativen, die sich für eine bessere Versorgung einsetzen, doch bisher fehlt eine flächendeckende Umsetzung. Besonders Bildungseinrichtungen wie Schulen und Universitäten sowie Obdachlosenheime und Jugendzentren könnten von einer kostenlosen Bereitstellung profitieren. Nachhaltige Alternativen wie Menstruationstassen oder Periodenunterwäsche stellen zudem oft eine hohe einmalige Investition dar, die für von Armut betroffene Personen schwer zu stemmen ist.
Wer bereits Schwierigkeiten hat, das Nötigste wie Lebensmittel zu finanzieren, steht vor der Herausforderung, Hygieneprodukte zu beschaffen, die oft als Luxusgüter betrachtet werden, obwohl sie genauso essenziell sind wie Toilettenpapier. Verschiedene Organisationen und Aktivist*innen setzen sich deshalb für die flächendeckende Bereitstellung von kostenlosen Hygieneprodukten in Schulen, Universitäten und sozialen Einrichtungen ein.
Periodenarmut bleibt eine oft unterschätzte Herausforderung, die nicht nur finanzielle, sondern auch gesundheitliche und gesellschaftliche Folgen hat. Eine verstärkte Sensibilisierung und politische Maßnahmen könnten dazu beitragen, dass alle Menstruierenden einen sicheren und diskriminierungsfreien Zugang zu notwendigen Hygieneprodukten erhalten.

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